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Achtung, es piekst

Worte lösen Reaktionen aus. Auch im Gehirn. Das Schmerzzentrum reagiert schon bei schmerzassoziierten Worten, ohne, dass ein schmerzhafter Reiz besteht. Daher:
Vorsicht bei der Wahl der Worte! [su_label]Lesezeit: 2 1/2 Minuten[/su_label]

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Vorsicht bei der Wahl der Worte

Die Ergebnisse der im Post „Schmerzhafte Worte“ vorgestellten Studie von Prof. Dr. Thomas Weiß et al. bestätigen sich in meiner Erfahrung als Klinikärztin jeden Tag.

Natürlich kann ich nicht in die Gehirne meiner Patienten schauen, kann keine Aktivität des Schmerzzentrums ohne eine MRT-Untersuchung analysieren. Eine körperliche Reaktion des Probanden gibt jedoch einen Hinweis darauf, was in seinem Kopf passiert.

Achte auf Deine Worte! Warum sollte das denn so wichtig sein. Wo doch so viel darüber geredet wird, dass Taten wichtiger sind als Worte. Was daran seltsam ist…

Bei der Entnahme von Blut oder lokalen Betäubungen zucken Patienten eher oder sind etwas verkrampft, wenn ich den Einstich der Nadel vorher mit den Worten „Achtung, es sticht“ ankündige. Schon allein durch diese Worte wird der Patient in Alarmbereitschaft versetzt. Und, wie Prof. Weiß bewiesen hat, wird dadurch das Schmerzzentrum aktiviert. Der Proband weiß, was auf ihn zu kommt. In der Folge sind die Bereiche seines Gehirns, die für Schmerz zuständig sind, durch die Erfahrung unzähliger Blutentnahmen in der Vergangenheit schon in Bereitschaft.

Im Verlauf unzähliger Blutentnahmen und anderer Injektionen nutzte ich ebenso unzählige Varianten von „Achtung, es piekst“ und verglich die Reaktionen der Gestochenen.

Worte tun weh

Mir fiel auf, dass das Zucken oder Wegziehen der Extremität zwar abgeschwächt, aber immer noch vorhanden war, wenn ich auf das „Achtung“ verzichtete und lediglich „sticht“ sagte. Dass trotzdem eine Reaktion zu sehen war, deckt sich wieder mit den Ergebnissen der oben genannten Studie, denn „sticht“ ist ein Begriff, der eindeutig mit Schmerz verbunden wird!

Der Umgang mit negativen Glaubenssätzen

„Das lerne ich nie!“ Kennst Du solche Sprüche? Negative Glaubenssätze wie dieser spielen in unserem Leben schon beinahe…

Der Umgang mit negativen Glaubenssätzen

Interessanterweise änderte sich das Verkrampfen der meisten Leute auch nicht, wenn ich sie während der Aktion in ein Gespräch ganz abseits des Themas Schmerz verwickelte. Dabei kann ich den Einstich trotzdem mit „sticht“ ankündigen.

Mit neutralen Worten scheint die Alarmbereitschaft des Gehirns zu schwinden. Nutze ich Worte wie „jetzt“ beim Einstich der Kanüle, ist der Patient sichtlich entspannter, auch während der restlichen Prozedur.

Habe ich zusätzlich ein Gespräch begonnen, ist es möglich, dass der Patient gar nicht gemerkt hat, dass die Blutentnahme schon geschehen ist!

Dr. med. Nadine Pister