Was ist mit mir los?
Was ist mit mir los? Haben Sie sich diese Frage auch schon einmal gestellt. Oft stellen mir Klienten diese Frage. Und dabei ist ihnen nicht klar, dass schon die Frage selbst problematisch ist. Denn in der diesem Satz mit Fragezeichen stecken einige Fallen. Schauen wir uns doch einmal genauer an, wohin uns eine solche Frage führen kann. Was ist mit mir los? [Lesezeit: 2 1/2 Minuten]
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Zu sorglos mit unserer Sprache
Wenn wir die Stolpersteine in der obigen Frage aufdecken möchten, ist es hilfreich unseren Umgang mit der Sprache zu beleuchten. Denn wir gehen im Alltag meist zu sorglos mit den Worten um, die wir von uns geben.
Und dabei geht es auch um die Bedeutung hinter den benutzten Worten. In dieser indirekten Kommunikation steckt viel Energie. Doch leider machen sich die wenigsten Menschen Gedanken darüber.
Auch in meinen Kommunikationsseminaren stelle ich immer wieder fest, dass die Teilnehmer viel zu achtlos mit ihrer Wortwahl umgehen. Und wenn sich ein anderer angegriffen fühlt, kommt oft der Satz „Ach, das habe ich nur einfach so gesagt!“.
Und schon haben wir den nächsten Satz mit Sprengkraft im Seminar. Während eines solchen Wortwechsels wird es schnell sehr aggressiv.
Der aktive Wortschatz
In unserem Kulturkreis hat ein durchschnittlich gebildeter Mann ungefähr 6000 Worte im aktiven Wortschatz. Dagegen hat eine Frau einige Worte mehr zur Verfügung. Bevor es jetzt im Artikel weitergeht, lösen wir erstmal ein Vorurteil auf. Studien haben gezeigt, dass Frauen NICHT mehr reden als Männer. Und die zusätzlichen Worte benennen fast alle Gefühle.
Deshalb ist es für Frauen offensichtlich auch anstrengend mit einem Mann über Gefühle zu reden. Für ihn ist es übrigens auch anstrengend. Ihm fehlen nämlich im wahrsten Sinne des Wortes die Worte.
Und nun weiter mit dem Thema. Der aktive Wortschatz bezeichnet die Gruppe der Worte, die wir im Alltag ständig gebrauchen. Mit diesen Worten sind wir geübt und können uns mit ihnen gut verständlich machen.
Das gelingt vor allem deshalb so gut, weil unser soziales Umfeld meist einen ähnlichen aktiven Wortschatz hat. Dadurch verstehen wir uns eben besser und schneller. Im Deutschen sagen wir das auch von unseren Freunden. „Mit denen verstehe ich mich!“
Die Erfahrung ändert den Wortschatz
Unser aktiver Wortschatz entsteht durch Erfahrungen, die wir machen. Und zudem hat unser Umfeld einen starken Einfluss. Wir reden meist so wie unsere Freunde.
Und hierbei liegt ein Stolperstein in der Kommunikation mit Fremden. Unser Umfeld benutzt dieselben Worte und versteht diese schnell und gut. Darüber hinaus verstehen Freunde auch die Information hinter den genutzten Worten. Denn sie haben ähnliche Erfahrungen wie wir selbst.
Ein fremder Mensch versteht schon bei einem einzigen Wort etwas völlig anderes. Machen Sie den Test: „Bratwurst!“. Möglicherweise ist jetzt in Ihrem Kopf schon ein kompletter Film abgelaufen.
Und überraschenderweise muss dabei nicht einmal eine Bratwurst die Hauptrolle gespielt haben. Unter Umständen ging es schlicht um ein gemütliches Beisammensein mit Freunden.
Und genau diese hinter den Worten liegende Information kann zum Problem werden.
Was ist mit mir los?
Bei Ihren Selbstgesprächen und auch während Gesprächen mit anderen Menschen kann die Frage zur Falle werden. Zumindest drei Schwierigkeiten ergeben sich aus diesem Aufbau. Woran liegt das?
Zunächst ist es problematisch, dass die Frage den jetzigen Zustand beleuchtet. Und es ist meist so, dass damit zusätzlich die Vergangenheit gemeint ist. Zum Problem kann das werden, weil es nicht konkret gesagt wird. Diese Information schwingt mit.
Lassen wir eine solche Frage zu, akzeptieren wir dadurch auch, dass es um den aktuellen Zustand und unsere komplette Vergangenheit geht. Damit ist unser komplettes Leben im Rennen.
Und darauf baut die nächste Schwierigkeit auf. Es geht um unser Leben, um unsere Persönlichkeit. Und es wird gefragt, was mit dem Sprecher los ist. Es wird nicht gefragt, ob etwas mit dem Sprecher los ist.
Auch hierdurch ergibt sich ein Problem. Denn wenn wir die Frage zulassen, machen wir eine Tatsache daraus, dass mit dem Sprecher etwas los ist. Es ist jetzt eine Tatsache.
Und dann folgt als drittes das Sahnehäubchen. Bei dieser Formulierung der Frage schwingt im Hintergrund mit, dass der Sprecher zumindest eine negative Eigenschaft hat. Denn „was ist mit mir los“, wenn etwas schlecht ist. Leider wird an dieser Stelle auch von „nicht normal“ gesprochen. Beides ist schädlich.
Achten Sie auf den Hintergrund
Diese drei Dinge kommen in dieser einfachen Frage zusammen. Was ist mit mir los?
Ist die Frage erst als gültig akzeptiert, geht es richtig los. Denn jetzt gibt der Gefragte auch noch eine Antwort. Damit allerdings verfestigt er die Informationen (Tatsachen) aus der Frage auch noch. Er erklärt nämlich jetzt, was nicht stimmt. Jetzt ist es einbetoniert.
Diese hintenrum eingeschleuste Tatsachen sind Tretminen in unserem Unterbewusstsein. Es lohnt sich auf solche Dinge zu achten. Denn Sie sollten immer daran denken, dass Sie bei Gesprächen mit sich selbst nicht weggehen können. Bei einem Fremden bleibt Ihnen die Flucht. Bei sich selbst nicht.
Wenn Ihnen in Ihrem Selbstgespräch oder der Grübelei im Alltag solche unscheinbaren Fragen auffallen, beißen Sie sich sofort auf die Zunge, stoppen Sie den Gedanken. Damit haben Sie den ersten Schritt gemacht sich selbst zu beeinflussen, POSITIV zu beeinflussen.
Was ist mit mir los? Gestalten wir die Frage um
Nachdem Sie sich auf die Zunge gebissen haben, gestalten Sie die Frage etwas um. Dadurch können Sie Ihr Unterbewusstsein dann auch gleich positiv beeinflussen. Und dazu braucht es wenig. Hier ein paar Tipps, mit solchen Fragen zu arbeiten.
Was ist mit mir los? Solche Fragen wie streichen wir aus dem Wortschatz. Damit schlagen wir dann noch eine Fliege. Wir haben mehr Platz für andere Worte. Worte, die uns im Selbstgespräch voran bringen und uns helfen.
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